Inhaltsverzeichnis
Rund 3 Milliarden Menschen auf der Welt spielen Videospiele. Das sind enorm viele.
Zum Vergleich: Instagram hat etwa 2,3 Milliarden aktive Nutzer:innen weltweit. Trotzdem bliebt die Spiele-Branche für diejenigen, die kein Teil davon sind, schier unsichtbar.Gaming ist der am schnellsten wachsende Sektor der Unterhaltungsindustrie. Mega-Fans stecken viel Zeit und Geld in ihre Leidenschaft. Für Außenstehende bleibt die Spieleindustrie ein nicht wirklich greifbares Universum. Zeit einen Blick in die Welt der Spiele zu werfen!
Einst eine Nische, wird die Branche ihrem Marktwert nach immer mehr zum Mainstream. Es ist nicht die erste Industrie mit dieser Entwicklung. Die digitale Gesundheitstechnologie hat es schon vorgemacht.Wer eine Smartwatch oder einen Fitness-Tracker verwendet oder für eine App bezahlt, die die Herzfrequenz misst, trägt praktisch eine Branche mit einem weltweiten Marktwert von 233,5 Milliarden US-Dollar bei sich. Zum Vergleich: Die Games-Branche hat einen Marktwert von 385 Milliarden Dollar.
Jüngste technologische Fortschritte in Bereichen wie künstliche Intelligenz und dem Metaverse haben das Wachstum beschleunigt. Durch die zahlreichen Möglichkeiten für Investor:innen und Marken wurde es weiterbefeuert. Wie sehr Gaming im Mainstream ankommt, zeigt die in den letzten Jahren immer häufiger gewordene Kombination von Mode und Gaming. Das beweisen Kooperationen wie Ralph Lauren x Fortnite, Gucci x Roblox und Burberry x Minecraft.
Um Gamer zu werden, genügt ein Smartphone. Handyspiele bieten einen leichten Einsteig und sind oft sogar initial kostenlos. Das beliebte digitale Sammelkartenspiel Marvel Snap finanziert sich über In-App-Käufe, bliebt aber kostenlos nutzbar.
Verglichen mit der Zeit, als Apple das iPhone auf den Markt brachte und damit etablierten Branchenakteuren wie Nokia Konkurrenz machte, ist die Spielebranche wesentlich schnelllebiger. Es ist sehr schwierig, den nächsten großen Hype vorherzusagen.
Spiele, die in der Branche seit langem erfolgreich sind, sind weit verbreitet, und es herrscht ein ständiger Konkurrenzkampf, mit einer hohen Nachfrage nach neuen Innovationen, damit die Fans nicht zu anderen Spielen abwandern. Anstatt jedes Mal, wenn die sich langweilen, neue Spiele zu entwickeln, legen Bigplayer den Fokus auf die Weiterentwicklung ihres bestehenden Sortiments.
Die Branche ist ein Schwergewicht: Gaming macht dreimal so viel Umsatz wie die Musikindustrie und viermal so viel wie die Filmindustrie - es ist die umsatzstärkste Unterkategorie der gesamten Unterhaltungsindustrie.
Wir wollen hinter die Fassade blicken und sehen, welche Strategien sich dahinter verbergen, denn es ist klar, dass es hier einiges zu lernen gibt. Bei DAYONE glauben wir an neue Perspektiven, die die durch Design ermöglicht werden. Das bedeutet, dass wir von Branchen und Unternehmen lernen, die spannende Dinge tun - auch wenn die Verbindung nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.
In diesem Artikel schauen wir uns 3 große Lektionen genauer an, die uns die Spieleindustrie lehrt:
Personalisierung hat sich in der dynamische Spielelandschaft als entscheidender Faktor für Kundenbindung und Spielerzufriedenheit erwiesen. Spielbegeisterte möchten ihr Spielerlebnis individuell anpassen und von diesem Trend können Unternehmen viel lernen.
Sogenannte Free-to-Play-Spiele bieten In-App-Käufe an, mit denen sich Spielcharaktere und Figuren individuell anpassen lassen. Diese Funktionen bereichern das Spielgeschehen, indem sie es den Spielenden ermöglichen, ihr Erlebnis gemeinsam mit ihren Freund:innen individuell zu gestalten.
Rust, ein 2013 veröffentlichtes unabhängiges Spiel, zeigt eine weitere Facette von Personalisierung. Monatliche individuelle Updates werden von Content-Creators beworben, die eine Vorschau auf die Änderungen geben, wodurch sich die Community miteinbezogen oder sogar mitbeteiligt fühlt.
Auf dem Marktplatz des Spiels können diese Content Creators sogenannte Skins für Gegenstände im Spiel entwerfen. Ein Skin beschreibt das individuelle Aussehen von Spielcharakteren oder Gegenständen. Das ermöglicht den Nutzer:innen, eine einzigartige Identität innerhalb der Spielwelt zu erschaffen und belohnt gleichzeitig die Content Creators.
In gewisser Weise haben die Menschen hinter dem Spiel somit einen Teil der Content Creation an die Spieler:innen ausgelagert, was das Spiel zusätzlich zu den neuen Funktionen frisch und interessant hält.
Ein weiterer Erfolgsfaktor vieler großer Spiele ist die Möglichkeit sich zu entfalten und sich in eine Gemeinschaft einzubringen. Roblox bietet als “ultimatives virtuelles Universum" eine breite Palette von Erfahrungen aus verschiedenen Genres.
Benutzer:innen können sich in Rollenspielen, Abenteuern, Kämpfen, Obbys (Hindernisparcours), Tycoons, Simulatoren, Strategiespielen und vielem mehr austoben. Viele der beliebtesten Games auf der App, darunter Adopt Me! und Brookhaven RP, sind Rollenspiele. Es gibt für jeden Geschmack eine passende Spielvariante. In diesem Kosmos beteiligen sich die User sowohl am Spielgeschehen als auch an sozialen Interaktionen - die Mischung aus Gaming, benutzerdefinierten Inhalten und Community kommt an.
Die Spieleindustrie reagiert auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe, indem sie individualisierte Anpassungen und Möglichkeiten zur Verbesserung des Spielerlebnisses bietet. Dieser Trend liefert wertvolle Erkenntnisse für Unternehmen in allen Branchen und betont die Bedeutung von flexiblen und maßgeschneiderten Angeboten. Von der Anpassung der Kommunikationstools bis hin zur Spielerbindung durch regelmäßige Updates und In-Game-Marktplätze zeigen diese Ansätze, wie erfolgreich Unternehmen sein können, wenn sie dem natürlichen Wunsch nach Personalisierung nachkommen.
Spieleunternehmen haben innovative Wege gefunden, um sich von den traditionellen Verkaufsmodellen mit einmaligen Käufen zu lösen und nachhaltiges finanzielles Wachstum zu erzielen. Diese Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie vernetzte Ökosysteme aufbauen, die Spiele, soziales Engagement und Einnahmequellen miteinander verbinden, in denen nutzergenerierte Inhalte gedeihen und sowohl Entwickler:innen und als auch den Usern scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten bieten, finanziell davon zu profitieren.
Viele der profitabelsten Spiele sind kostenlos. User können spielen bevor eine Bezahlschranke wartet und so entscheiden, ob es ihnen gefällt, bevor sie einen (wenn auch kleinen) Kauf tätigen. Free-2-Play bietet ein viel größeres potenzielles Publikum und damit Einnahmen, vor allem, wenn Unternehmen mehrere Plattformen bedienen können.
Die Einführung von Konzepten wie dem Battle Pass, bei dem die Spieler:innen monatlich bezahlen, um durch das Spielen bestimmte Vorteile freizuschalten, zeigt, die kreativen Einnahmestrategien dieser Unternehmen. Battle Passes sind jedoch umstritten, da viele der Meinung sind, dass einige der darin enthaltenen Funktionen von Anfang an Teil des Spielerlebnisses sein sollten. Außerdem verschaffen sie zahlungskräftigeren Usern einen erheblichen Vorteil.
Die Spieleindustrie hat einen Wandel erlebt, bei dem die Nutzer:innen nicht mehr nur passive Konsument:innen sind, sondern aktiv am Geschehen teilnehmen und sowohl durch das Spielen selbst als auch durch das Erstellen von Spielinhalten Geld verdienen können. Diese Entwicklung wurde durch verschiedene Plattformen und Mechanismen begünstigt:
1. Streaming-Plattformen: Plattformen wie Twitch und YouTube sind zentrale Anlaufstellen für Gamer und Content Creator geworden. Sie übertragen ihr Gameplay live an ein weltweites Publikum. Zuschauende können ihre Lieblingsstreamer abonnieren, Geld spenden und sogar virtuelle Gegenstände kaufen, wobei ein Teil der Einnahmen an die Streamer geht. Erfolgreiche Twitch-Streamer können so ein beträchtliches Einkommen erzielen und gleichzeitig eine engagierte Community aufbauen:
2. Esports und Competitive Gaming: Competitive Gaming hat sich zu einem riesigen Wirtschaftszweig mit Turnieren entwickelt, bei denen hohe Preisgelder ausgeschüttet werden. Professionelle Gamer können mit der Teilnahme an diesen Turnieren ihren Lebensunterhalt verdienen und gleichzeitig an Bekanntheitsgrad und Sponsoringmöglichkeiten gewinnen.
3. Influencer Marketing: Viele Spieleunternehmen arbeiten mit beliebten Spieler:innen und Content Creator zusammen, um ihre Spiele zu bewerben. Diese Influencer:innen werden dafür bezahlt, neue Produkte zu spielen, zu rezensieren und vorzustellen, und können so ihr Fachwissen über Spiele effektiv zu Geld machen.
4. Plattformen für nutzergenerierte Inhalte: Plattformen wie Roblox und Minecraft ermöglichen es Spieler:innen, ihre eigenen Spiele, Welten und Erlebnisse zu erschaffen. Sie können diese Kreationen dann durch In-Game-Käufe, virtuelle Währung oder sogar durch das Anlocken neuer User, die für den Zugriff auf ihre einzigartigen Inhalte bezahlen, zu Geld machen.
5. Crowdfunding und Spenden: Einige Gamer und Content Creator verlassen sich auf Crowdfunding-Plattformen wie Patreon oder Kickstarter, um finanzielle Unterstützung von ihrer Fangemeinde zu erhalten. Dieser Ansatz der direkten Finanzierung durch den Ersteller ermöglicht eine nachhaltige Einkommensquelle.
6. Handel und Verkauf von Gegenständen im Spiel: Bestimmte Games verfügen über Marktplätze, auf denen spielinterne Gegenstände und Kosmetika erworben, verkauft oder getauscht werden können. Skins, Outfits, Waffen und andere virtuelle Gegenstände können einen dabei einen realen Wert haben, so dass die Spielenden von ihrem Erwerb im Spiel profitieren können.
7. Spielentwicklung und Modding: Einige Spieler:innen gehen zur Spielentwicklung oder zum Modding (d. h. zur Modifizierung eines Spiels) über und erstellen benutzerdefinierte Inhalte, Modifikationen oder völlig neue Spiele. Diese Projekte können durch Verkäufe, Crowdfunding oder Spenden finanziert werden.
8. Sponsoring und Partnerschaften: Erfolgreiche Content-Ersteller erhalten oft Sponsorenverträge von spielbezogenen Unternehmen oder Marken. Diese Partnerschaften sorgen sowohl für Aufmerksamkeit als auch für eine finanzielle Entschädigung.
9. Affiliate-Programme: Viele Unternehmen bieten Partnerprogramme an, bei denen Content Creator eine Provision für jeden Verkauf erhalten, der über die von ihnen empfohlenen Links zustande kommt.
Dieser Paradigmenwechsel in der Spielelandschaft unterstreicht die verschwimmenden Grenzen zwischen Nutzer:innen und Entwickler:innen. Spielende können ihre Leidenschaft und ihr Können nutzen, um Einkommen zu erzielen.
An diesen Entwicklungen zeigt sich die wachsende Bedeutung von nutzergenerierten Inhalten und das große Engagement dafür seitens der Gaming-Community. Diese Modelle bieten zwar faszinierende Geschäftsmöglichkeiten, sind aber nicht immer für alle Spieler:innen günstig.
Einige können von diesen Entwicklungen profitieren und ein erhebliches Einkommen erzielen, während andere möglicherweise nicht die gleichen Chancen haben oder von den Kosten für In-Game-Käufe betroffen sein können. Das wirft wichtige Fragen zur Fairness und Zugänglichkeit in der Gaming-Welt auf, die von der Branche und der Community diskutiert werden.
Melde dich zum Newsletter an und erhalte kostenlosen Zugriff.
Spieleunternehmen haben traditionelle Barrieren zwischen sich und ihren Kund:innen abgebaut, indem sie eine Grundlage für Transparenz in ihren Entwicklungsprozessen geschaffen und solide Beziehungen zu den Spieler:innen gepflegt haben. Durch iterative mittel- bis langfristige Entwicklungsstrategien teilen die Unternehmen ihre Fortschritte offen mit der Gaming-Community. Das bedeutet, dass selbst wenn ein Produkt noch nicht ganz ausgereift ist, eine transparente Konversation über die Produkt-Roadmap es den Usern ermöglicht, die Entwicklung zu verfolgen, die Finanzierung anzukurbeln und eine engagierte Fanbase aufzubauen.
Spieleunternehmen fördern das Gefühl der Verbundenheit auch dadurch, dass sie Persönlichkeiten an die Spitze ihrer Spiele stellen, die Creator vermenschlichen und sie für die Spielenden sichtbar und greifbar machen. Der ehemalige Direktor des Spiels Overwatch, Jeff Kaplan, war ein beliebter Creator dieser Art von "Update-Video", das dann von einem Content Creator namens Dinoflask übernommen wurde, der diese Aufnahmen nutzte, um seine eigenen Videos zu erstellen. Dinoflask erstellte unterhaltsame Montagen, verdrehte Kaplans Worte und ging auf gängige Memes in der Community ein.
Regelmäßige Video-Updates, die von Entwicklungs-, Designer-Teams und Chief Product Officers, vertiefen das Engagement der Community noch weiter. Diese Praxis macht den Entwicklungsprozess fast kollaborativ und zieht die Spieler:innen in eine authentische Gemeinschaft, stärkt ihre Verbindung zum Spiel. Dieser Ansatz hat breitere Auswirkungen auf Unternehmen in allen Branchen. Die Sichtbarkeit künftiger Features und Meilensteine könnte dazu beitragen, dass Kund:innen nicht abspringen, wenn es zu Fehlern und Frustrationen kommt.
Ein Beispiel für ein Unternehmen außerhalb der Gaming-Branche, das Updates in dieser Form einsetzt, ist Zoom. Während der Pandemie hat Zoom bewusst darauf geachtet, dass die Nutzer:innen über bevorstehende Updates ihrer Software informiert werden, um sicherzustellen, dass sie fundierte Entscheidungen treffen können und wissen, was sie erwartet.
Letztendlich zeigen Spieleunternehmen, dass die Bereicherung von Kundenerlebnissen auf Inklusivität und Menschlichkeit basiert. Sie laden User dazu ein, zur Weiterentwicklung von Produkten beizutragen und schaffen so emotionale Bindungen, die anhaltende Treue und Engagement fördern.
In einer Welt, in der fast 3 Milliarden Menschen Videospiele spielen, steht die Gaming-Branche als am schnellsten wachsender Gigant des Unterhaltungssektors da. Sie wird von leidenschaftlichen Fans getrieben, die sowohl Zeit als auch Ressourcen in ihre Hobby investieren. Die Synergie zwischen Gaming und verschiedenen Branchen zeigt sich in ihren beispiellosen Umsatzmodellen, personalisierten Erlebnissen und transparenten Entwicklungsprozessen.
Die Gaming-Branche ist eine große Inspirationsquelle, die Wege zur Gewinnung von engagierten Zielgruppen, zur Förderung echter Verbindungen und zur Generierung innovativer Einnahmequellen aufzeigt. Natürlich sind Spieleunternehmen nicht perfekt. Bestimmte Gaming-Communities legen ein aggressives Verhalten an den Tag, Frauen werden in diesem Bereich oft übersehen und die Kontrolle über die Inhalte wird mit der Zunahme von nutzergenerierten Content immer schwieriger. Diese Schattenseiten sind an sich schon lehrreich und geben uns den Vorteil der Rückschau bei unseren eigenen Projekten und Innovationen.
Die Beachtung dieser dynamischen, schnell wachsenden Branchen kann nur als Wettbewerbsvorteil auf dem breiteren Markt dienen und eine neue Perspektive und Herangehensweise an bestehende geschäftliche Herausforderungen fördern.
Artikel teilen:
Helena ist seit 2017 Teil des Teams und als Lead-UX-Designerin für den B2C-Bereich von KIND verantwortlich. Mit ihrem Hintergrund als Produkt-Designerin verfügt sie über ein breites Wissen an Design Thinking und Lean-Innovation-Methoden. Diese setzt sie nicht nur für ihre Kund:innen lösungsorientiert ein, sondern auch für die Weiterentwicklung des DAYONE-DIaaS®-Frameworks. Ihr Ziel dabei ist es, durch die Vermittlung und den Einsatz von DIaaS® die Design Maturity der co-kreativen Kundenteams kontinuierlich zu steigern.
Melde dich zu unserem Newsletter "A New Perspective" an.