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In einer Zeit, in der ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg eng miteinander verknüpft sind, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Lösungen anzubieten, die sowohl umweltfreundlich als auch finanziell tragfähig sind. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten ist hoch:
In 2021 haben wir mit mit dem führenden Experten für Gebäudeautomation Kieback&Peter zusammengearbeitet, um die Potenziale des Internet Of Things (IoT) in der Bau- und Immobilienbranche zu erforschen.
Um die Herausforderungen, den Markt und die Potenziale von der Smartbuilding-Landschaft besser zu verstehen, führten wir in den frühen Phasen des Design-Research-Prozesses Gespräche mit einem der größten Unternehmen für Immobilen-Projektenwicklung Deutschlands.
Wir erhielten überraschende Einblicke:
Während Kieback&Peter initial davon ausging, dass ökologische Nachhaltigkeit für ihr Geschäftsmodell relevant sein würde, war anfangs noch nicht klar, dass sie das wichtigste Verkaufsargument für die vorgeschlagenen Produkte und Lösungen sein würde. Das Immobilienunternehmen interessierte sich in erster Linie dafür, wie Kohlenstoffemissionen in Gewerbeimmobilien reduziert werden könnten, um Kosten einzusparen und gesetzliche Vorschriften zu erfüllen. Das würde auch weitere Investor:innen ans Land ziehen, genauso wie die zunehmenden Bedeutung von ESG-Richtlinien.
Als klar wurde, wie wenig digitalisiert und automatisiert dieser Teil der Branche war, machte sich Ernüchterung im Team breit. Es fehlte an einheitlichen Standards für Messdaten und es gab ohne vorhandene Sensoren keine verfügbare Daten.
Der erste Schritt war nicht die Diskussion über Automatisierungsmöglichkeiten, sondern die Verbesserung der Datenqualität und die Schaffung von Transparenz über die tatsächliche Leistung von Gebäuden. Weitere Einzelheiten zum entstandenen MVP von brix2bytes gibt es hier.
Letztendlich wurde Nachhaltigkeit zum zentralen Punkt des gesamten Projekts. Gemeinsam entwickelten wir eine IoT-Plattform für intelligente Gebäude, die darauf abzielte, die Nachhaltigkeit von Gebäuden auf kosteneffiziente, datenbasierte und automatisierte Weise zu optimieren und zu steigern.
Diese Erfahrung hat uns darin bestärkt, was wir bereits ahnten: Nachhaltigkeit wird zunehmend zum Herzstück jedes Unternehmens, Produkts und jeder Dienstleistung.
Wir standen später vor ähnlichen Herausforderungen und Anforderungen an eine digitale Lösung bei unserem Kunden STRABAG. Diese Case Study ist hier nachzulesen.
Die Herausforderung
Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet, ein ökologisches Gleichgewicht auf unserem Planeten und seinen natürlichen Ressourcen aufrechtzuerhalten, um das Wohlergehen heutiger und künftiger Generationen zu sichern.
Unternehmen geraten durch unterschiedlichsten Anforderungen zunehmend unter Druck, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Um den Klimawandel einzudämmen, muss Energieeffizienz in allen Bereichen berücksichtigt werden, von der Lieferkette bis zur Website.
Immer mehr Verbraucher:innen fragen nicht nur nach nachhaltigeren Optionen, sondern fordern sie regelrecht ein und sind bereit, dafür mehr zu bezahlen. Laut dem Edelman Trust Barometer von 2020 wählen oder boykottieren 64 % der Verbrauchenden eine Marke aufgrund ihrer Haltung zu sozialen oder ökologischen Themen. Zudem stellen 77 % der Unternehmen im Konsumgüter- und Einzelhandelssektor fest, dass Nachhaltigkeit zu einer gesteigerten Kundentreue führt.
Aber nicht nur Kund:innen üben Druck auf die Unternehmen aus, ihre Umweltverantwortung ernst zu nehmen, sondern auch die Behörden erhöhen durch strengere Anforderungen an verschiedene Branchen den Druck auf die Unternehmen.
Diese Erwartungen werfen eine immer wichtiger werdende Frage auf: Wie lassen sich ökologische Belange mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit in Einklang bringen?
Wie wir wissen, können die Anforderungen eines Unternehmens in Bezug auf Umsatz und Gewinn bereits eine Herausforderung darstellen, auch ohne die zusätzlichen Nachhaltigkeitsanforderungen. Die Umstellung auf nachhaltige Praktiken erfordert oft erhebliche Investitionen und betriebliche Veränderungen, was die Sache riskanter, herausfordernder und kostenintensiver macht.
Vor uns liegt also eine gewaltige Herausforderung. Wie können wir Geschäftsmodelle und Dienstleistungsangebote so gestalten, dass sie nicht nur den Nachhaltigkeitszielen entsprechen, sondern auch den Kundenerwartungen an umweltfreundlichere Produkte und Dienstleistungen gerecht werden?
Diese Aufgabe mag zwar auf den ersten Blick als sehr groß erscheinen, sie birgt aber auch eine unglaubliche Chance. Nachhaltigkeit ist nämlich ein Wirtschaftsfaktor.
In diesem Artikel gehen wir auf die folgenden Punkte ein:
Los geht's!
Nachhaltige Geschäftspraktiken haben zahlreiche Vorteile für Unternehmen: verbesserte Rentabilität, ein besseres Image und langfristige Erfolge. Folgende Bereiche werden von Nachhaltigkeit beeinflusst:
Designprozesse sind durch ihren strukturierten Rahmen und experimentellen Fokus besonders gut geeignet, den Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit zu begegnen. Design ist ein wirkungsvolles Instrument, um innovative Lösungen zu finden, Risiken zu minimieren und den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit voranzutreiben. Wird das Potenzial von Design ausgeschöpft, können Unternehmen Nachaltigkeitsherausforderungen effektiv angehen und so eine umweltfreundlichere und sozialere Zukunft gestalten.
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Um die Komplexität von Nachhaltigkeit zu bewältigen, nutzen Unternehmen zunehmend Design-Methoden wie User Experience (UX) und Human-Centered Design (HCD). Diese Ansätze sind wertvolle Werkzeuge zur Erforschung, Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Geschäftspraktiken.
Indem Organisationen einen nutzerzentrierten Ansatz in den Vordergrund stellen, können sie maßgeschneiderte Lösungen für die Herausforderungen entwickeln, mit denen Kund:innen, Mitarbeitende und die breitere Öffentlichkeit konfrontiert sind. Design-Methoden ermöglichen einen ganzheitlichen Problemlösungsansatz, bei dem die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen von Nachhaltigkeitsthemen gleichermaßen betrachtet werden.
Durch iteratives Prototyping und Testen verfeinern Unternehmen ihre Produkte und Services, passen sie an Nachhaltigkeitsziele an und bleiben in einer sich rasch wandelnden Welt flexibel. Design-Methoden fördern Kreativität und Innovation, ermutigen Firmen dazu, über traditionelle Ansätze hinauszudenken und neue Lösungen für Nachhaltigkeitsherausforderungen zu finden.
Nutzerzentriertes Design versetzt Unternehmen in die Lage, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die die Nutzerbedürfnisse erfüllen und positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben. Mit Design-Methoden können sich Firmen für den Erfolg in einer nachhaltigen Zukunft positionieren.
Fehlgeleitetes Design, das für die falschen Zwecke eingesetzt wird, führt oft zu übermäßigem Konsum und fördert eine Abhängigkeit von der Konsumgesellschaft. Hervorragendes Design zeichnet sich hingegen durch Zeitlosigkeit und Langlebigkeit aus. Wenn Produkte so konzipiert sind, dass sie länger halten und über einen längeren Zeitraum relevant bleiben, trägt das auch zur Verringerung von Abfall und einem CO2-Fußabdruck bei.
Indem sie Haltbarkeit und Langlebigkeit in den Vordergrund stellen, können Designer:innen dazu beitragen, die negativen Auswirkungen eines übermäßigen Konsums einzudämmen und einen nachhaltigeren Ansatz bei der Produktverwendung zu fördern. Für Unternehmen mag das zunächst nachteilig erscheinen, aber wenn Produkte länger halten, sind Menschen auch bereit, mehr für sie zu bezahlen. Zudem können durch Design-Methoden weitere monetarisierbare Aspekte des Produkts entdeckt werden.
Ecovative, ein Biotechnologieunternehmen, hat Materialien auf Mycelium-Basis entwickelt, die aus landwirtschaftlichen Abfällen und Myzel wachsen und eine nachhaltige Alternativen zu Kunststoffen und Schaumprodukten sind. Ecovative stellt damit innovative Produkte wie Verpackungsmaterialien, Dämmstoffe und Möbelkomponenten her, die erneuerbar und kompostierbar sind.
Die Monetarisierungsstrategie von Ecovative dreht sich um die Lizenzierung ihrer auf Mycelium basierenden Materialien und Technologien an verschiedene Branchen. Dazu nutzt Ecovative einen kollaborativen Designansatz, um neue Märkte zu erkunden, Kund:innen anzuziehen und das Umsatzwachstum voranzutreiben. Ecovative investiert nicht nur in Forschung und Entwicklung, um ihr Produktangebot zu erweitern, sondern setzt auch Design-Thinking-Methoden ein, um Marktanforderungen zu identifizieren und neue Anwendungen für ihre nachhaltigen Materialien zu gestalten. Dadurch eröffnen sich weitere Monetarisierungsmöglichkeiten.
Das schwedische Möbel- und Einrichtungsunternehmen IKEA setzt menschzentriertes Design ein, um die Kreislaufwirtschaft zu erkunden und Nachhaltigkeitsinitiativen voranzutreiben. Das "Buy Back"-Programm ermöglicht es Kund:innen, gebrauchte Möbel gegen Gutschrift zurückzugeben, was die Wiederverwendung von Produkten fördert und Abfall reduziert. IKEA legt bei der Produktentwicklung Wert auf Modularität, Reparaturfähigkeit und Recyclingfähigkeit, sodass Kund:innen die Produkte am Ende ihrer Lebensdauer leicht zerlegen, reparieren oder recyceln können.
Das schwedische Möbelhaus ist nicht nur im B2C-Segment nachhaltig aufgestellt: “IKEA for Business" bietet einen Möbel-Leasing-Service an, der es Unternehmen ermöglicht, Möbel temporär zu mieten, anstatt sie zu kaufen und möglicherweise zu entsorgen. Diese Initiativen stellen die Kundenbedürfnisse in den Vordergrund und richten sich gleichzeitig nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Sie optimieren den Ressourcenverbrauch und reduzieren Abfall. Durch die Integration von menschenzentrierten Designs in die Kreislaufwirtschaft verbindet IKEA Nachhaltigkeit mit Kundennutzen und fördert einen nachhaltigeren und verantwortungsbewussteren Ansatz im Konsumverhalten.
Nest Labs, eine Tochtergesellschaft von Google, nutzt digitale Produkte, um Kund:innen Informationen über ihren Energieverbrauch zu vermitteln. Ihre intelligenten Thermostate, wie das Nest Learning Thermostat, verwenden fortschrittliche Sensoren und Algorithmen, um Nutzervorlieben zu erlernen und so personalisierte Heiz- und Kühlpläne zu erstellen. Über eine mobile App und Website können Echtzeitdaten abgerufen, Verbrauchertrends angezeigt und Energiespartipps gegeben werden. Nest arbeitet auch mit Energieversorgern zusammen, sodass die Kund:innen maßgeschneiderte Energieverbrauchsberichte erhalten und an Programmen zur Laststeuerung teilnehmen können. Mithilfe digitaler Technologie ermöglicht Nest seinen Kund:innen, ihren Energieverbrauch zu überwachen, fundierte Entscheidungen zu treffen und zur Energieeinsparung und Nachhaltigkeit beizutragen.
Bureo, eine nachhaltige Skateboard- und Lifestyle-Marke, setzt Designprozesse ein, um ineffiziente Lieferketten und Produktionsprozesse anzugehen und ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Im Rahmen des Programms “Net Positiva" arbeitet Bureo mit Küstengemeinden in Chile zusammen, um ausrangierte Fischernetze zu sammeln und zu recyceln und so die Meeresverschmutzung zu verhindern.
Durch spezialisierte Sammel- und Recyclingmethoden werden die Netze in hochwertige Rohstoffe umgewandelt, wobei Langlebigkeit und Funktionalität im Produktdesign im Vordergrund stehen. Indem Skateboards und Lifestyle-Produkte aus recycelten Materialien hergestellt werden, schafft Bureo ein geschlossenes Kreislaufsystem, das Abfall und Ressourcenverbrauch minimiert. Durch innovative Designansätze und das Engagement für Nachhaltigkeit gelingt es ihnen, umweltfreundliche Produkte herzustellen und gleichzeitig effizientere Lieferketten zu schaffen.
Obwohl der Schritt in Richtung neuer Nachhaltigkeitspraktiken und Geschäftsmodelle anfänglich risikoreich erscheinen mag, bieten Design-Methoden eine gewisse Sicherheit und ermöglichen enormen Fortschritt. Durch die Untersuchung der Customer Journey können neue Einnahmequellen, weniger Reibungsverluste, eine engere Kundenbindung und eine effizientere Produktlebenszyklusverwaltung entdeckt werden, um neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zum Leben zu erwecken.
Durch die Anwendung von Design-Methoden positionieren sich Unternehmen für Erfolg in einer nachhaltigeren Welt und profitieren von den Vorteilen proaktiver Arbeit in diesem Bereich, während sie gleichzeitig allen eine hoffnungsvollere Zukunft bieten.
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Nico ist Gründer und Managing Partner von DAYONE. Gemeinsam mit unserem Team hat er "DIaaS® - Design Innovation as a Service" entwickelt. Mit unserem Vorgehensmodell designt er co-kreativ - mit Konzernen, großem Mittelstand und aufstrebenden Startups- nutzerzentrierte digitale Geschäftsmodelle und die dazugehörigen digitalen Produkte. Die dafür notwendigen Denk- und Arbeitsweisen werden dabei nachhaltig vermittelt. Neben seiner Rolle DAYONE ist er zweifacher Patenthalter, Digital-Expert-Speaker bei der OMR-Academy und Google-Digital-Academy, im Advisory Board des Startups MyInnerHealthClub und stellvertretender Vorsitzender des Metaverse Ressorts im BVDW.
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