Meinung
Das SaaS-Ende ist nah, oder?
Das SaaS-Ende ist nah, oder?
Bei uns stehen gerade alle SaaS-Tools (und davon haben wir wirklich einige) auf dem Prüfstand.
Immer öfter erreichen mich Nachrichten aus dem Team wie: „19$ pro Seat im Monat? Ganz ehrlich, das bauen wir uns einfach selbst.“
Ja, klar: Für sauberen Datenschutz und Cybersecurity braucht es (noch) punktuelles Dev-Know-how.
Aber im Kern steht die Frage: Warum für Standard-Tools zahlen (oft mit zu vielen oder zu wenigen Features) wenn wir uns diese Tools mit unserem Design-Know-how und den neuen Low-Code/No-Code-Lösungen genauso gut selbst bauen können?
Das erste eigene Tool läuft bereits. Unsere Kostenstruktur freut sich.
Und das hier ist kein „Hook für Reichweite“, sondern war eine ehrliche Frage in mein LinkedIn-Netzwerk:
Entwickelt ihr eure Tools inzwischen auch selbst statt SaaS-Lösungen einzukaufen?
Key Learnings aus der Diskussion:
1. Das Problem liegt natürlich nicht bei SaaS als Bereitstellungsmodell. Das Problem ist, wie vor allem die großen SaaS-Anbieter ihre Produkte schneiden und bepreisen. Ich brauche ein bestimmtes Feature, muss dafür aber das Premium-XXL-Paket nehmen, obwohl ich 99% der Features gar nicht benötige. Uncool.
2. Für genau diesen Fall können Unternehmen mit Low-Code/No-Code/Vibe-Code-Anwendungen bereits heute (mit vergleichsweise geringem Aufwand) funktionierende Tools selbst entwickeln. Wir haben bereits eins am Laufen, ein zweites ist auf der Zielgeraden und folgt im Lauf des Monats.
3. Ob sich das investitionsmäßig lohnt, hängt natürlich von der Komplexität/Sensitivität der Anwendung und dem Fitnesslevel des Teams im Umgang mit den Tools ab. Bei fitten Teams mit ein wenig Dev-Know-How ist die Investition für Entwicklung und Maintenance überschaubar und der Business Case schnell erreicht. Sowohl was direkte als auch indirekte Kosten angeht.
4. Die kritischen Stimmen, warum das alles eine schlechte Idee ist (von Maintenance-Kosten über Code-Qualität bis zur „falschen Kostnerechnung") habe ich zur Kenntnis genommen. Die positiven Beispiele aus der Diskussion (z.B. Daniel Weise, David Hofmann, Dennis Wendlinger, Gebhard Schrader) zeigen aus meiner Sicht vor allem eines: Wer sich darauf konzentriert zu erklären, dass Dinge nicht funktionieren, wird es in den kommenden Monaten/Jahren nicht einfach haben. Denn die Frage, die ich mir stelle, stellen sich ja auch andere Kund:innen.
5. Damit SaaS-Anbieter wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie nachziehen. Transparenter werden, individueller bepreisen und offen sein für Customizing durch Low-Code-Anwendungen (wie es Oleksandr Aidarov passend zusammengefasst hat). Usage-based Pricing Modelle (wie z.B. Mathias Duda es anbietet) finde ich längst überfällig.
6. Dass neue Jobprofile wie „Vibecodefixers" entstehen, zeigt, dass natürlich noch nicht alles reibungslos funktioniert. Teams legen trotzdem los und brauchen (zumindest heute noch) den Human in the Loop, der dafür sorgt, dass am Ende alles läuft.
Mein Fazit:
Natürlich funktioniert noch nicht alles perfekt. Aber unsere ersten Erfolge und die Erfahrungsberichte hier bestärken mich. Wir experimentieren, implementieren und lernen auf jeden Fall weiter.